Wie wir trainieren - unser Trainingsablauf


Etikette

"Karatedo wa rei ni hajimari, rei ni owaru koto wo wasuruna."

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"Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt."

(Gichin Funakoshi, Begründer des Shotokan Karate)

 

Im Karate wird sehr viel Wert auf Etikette, Form und Höflichkeit gelegt. So betreten wir den Trainingsort (Dojo) nur mit der entsprechenden geistigen Einstellung. Wir achten vor dem Betreten des Turnsaals darauf, dass unser Trainingsanzug (Karategi) und Gürtel (Obi) korrekt sitzen. Schmuck legen wir ab, da dieser während des Trainings kaputt gehen kann und ein Verletzungsrisiko für sich selbst und andere darstellt.

 

Jedes Training beginnt und endet mit einem kurzen Innehalten und der traditionellen Begrüßung im Sitzen. Dies gibt die Möglichkeit den Alltag draußen zu lassen, uns auf das kommende Training geistig vorzubereiten, bzw. das gerade zu Ende gegangene Training nochmals Revue passieren zu lassen.

 

Geistige Einstellung

Im Budo (japanische Kampfkünste) gibt es das sogenannte Dojo Kun (Regeln für das Training der Kampfkünste). Dies umfasst 5 Punkte:

  • Es ist eine Pflicht, nach der Perfektion des Charakters zu streben (hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomuru koto)
  • Folge dem Ideal der Wahrheit (hitotsu, makoto no michi o mamoru koto)
  • Kultiviere die Mentalität des harten Arbeitens (hitotsu, doryoku no seishin o yashinau koto)
  • Achte die Regeln der Etikette (hitotsu, reigi o omonzuru koto)
  • Hüte Dich vor ungestümem Übermut (hitotsu, kekki no yū o imashimuru koto)

Diese Regeln wurden nachweislich 1750 erstmals niedergeschrieben, gehen aber vermutlich auf das 5. Jahrhundert zurück und findet sich in der einen oder anderen Form in vielen Kampfkünsten wieder.

 

Auf unsere Jetztzeit umgelegt verstehen wir diese Regeln so:

  • Sei höflich! Zeige deinem Übungspartner und Mitmenschen, dass du ihn achtest und verhalte dich nie überheblich, oder herablassend.
  • Sei fleißig! Halte einen regelmäßigen Trainingsrythmus ein und begrenze dein Training nicht nur auf den Turnsaal.
  • Sei wachsam! Verfolge aufmerksam jede Übung und versuch jedes Mal besser zu werden.
  • Sei ordentlich! Erscheine rechtzeitig in sauberer Bekleidung zum Training. Halte dein Leben in Ordnung.
  • Sei friedlich! Prahle nie mit deinem Karate und setze es nicht gegen deine Mitmenschen ein. Karate ist eine Charakterschule, keine Methode zu kämpfen.

Wir verstehen diese Regeln nicht nur während wir trainieren, sondern verhalten uns auch so außerhalb des Trainingsraumes.

 

Aufwärmübungen

Unser Trainingsablauf beginnt immer mit einem großen Aufwärmblock. Alle Muskelpartien werden angesprochen. Dies kann mittels Gymnastikübungen, Dehnungsübungen, Koordinationsübungen, Kräftigungsübungen, oder auch mit einem Spiel passieren. Gut aufgewärmte und gedehnte Muskeln sind für das nachfolgende Karatetraining besonders wichtig um Verletzungen vorzubeugen.

 

Karatetraining

Im Anschluss an das Aufwärmtraining geht es im Trainingsablauf mit dem eigentlichen Karate Block weiter. Trainiert wird immer gemeinsam in der Gruppe. Grundtechniken (Kihon) welche die Basis des Karates darstellen, sind Übungen die man nur alleine ausübt. Hier kann man die Ausführung der Technik perfektionieren, üben und feilen. Die genaue perfekte, schnelle und kräftige Ausführung steht dabei im Mittelpunkt. Dabei steigt der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Übungen mit der Graduierung.

Bei Partnerübungen (Kumite) wird das Zusammenspiel der Grundtechniken mit einem Partner geübt. Koordination, Schnelligkeit und Präzision sind von beiden Partnern sehr wichtig. Unterschiedlich große, starke oder schnelle Partner trainieren unsere Vielfältigkeit der Techniken. Wir trainieren unsere Präzision so weit, dass wir jeder Technik kurz vor dem Ziel abstoppen können. Körperberührung oder gar Verletzungen darf es nicht geben. Techniken gegen einen Widerstand werden gegen spezielle Schlagpolster (Makiwara) trainiert.

In der Kata (Formen) werden mehrere Techniken miteinander verbunden. Die Länge der Kata, Drehungen, Wendungen und die Komplexität der einzelnen Techniken wird von Stufe zu Stufe höher und verlangt Körper und Geist viel ab.

In der Selbstverteidigung üben wir die Anwendung der drei oben genannten Schwerpunkte. So fungiert immer ein Partner als Angreifer und der andere als Verteidiger. Verschiedene Angriffssituationen werden wieder und immer wieder geübt um sei bei Bedarf automatisch abrufen zu können.

Jedes Training kann alle Elemente enthalten, oder nur einen Teil davon. Meist werden unterschiedliche Bereiche auch kombiniert. Ein gutes Karate Training zeichnet sich durch Vielfalt und Flexibilität innerhalb des Trainings als auch von Training zu Training aus. 

 

Japanisch

Da die Ursprünge des Karate aus dem heutigen Japan kommen, haben alle Techniken neben den deutschen auch japanische Bezeichnungen. Diese werden im Training immer wieder erwähnt. Man muss keine Begriffe auswendig lernen, aber mit der Zeit wird einem klar welche Techniker der Trainer mit den komischen Begriffen meint.

 

Abschluss

Nach einem hoffentlich schweißtreibenden Training in dem man wieder viel Neues gelernt hat, erfolgt wie zu Beginn die traditionelle Verabschiedung. "Karate beginnt mit Respekt und endet mit Respekt."